Wusstet ihr, dass der Begriff „Blog“ eigentlich eine Abkürzung ist? Er ist aus dem Wort „Weblog“ entstanden. Wobei „Log“ als „Tagebuch“ zu verstehen ist. Im Unterschied zur Papierversion allerdings im Web. Spannend, dass das, was Internet-Benutzer (auch so ein komisches Wort; das ist wie als würde man von „Menschen“ sprechen –> Denn praktisch jeder ist heutzutage ein „Internet-Benutzer“) heutzutage mit ihren Blogs machen, kaum noch etwas mit der ursprünglichen Idee zu tun hat. Oder doch?
Ich stelle einfach einmal folgende These auf: Im Unterschied zum privaten Tagebuch sind Blogs nicht nur i.d.R. öffentlich sondern auch zumeist themenbezogen. Auch durch diesen Blog zieht sich ein immerhin leicht sichtbarer roter Faden. Hier dreht sich vieles um Spiele und es ist ein deutlicher Retro-Einschlag zu spüren. Kunststück: Ich bin inzwischen über 40. Da wird es langsam Zeit, von der guten alten Zeit zu sprechen und – um auch wirklich alle Klischees zu bedienen: Neulich sagte ich zu einem Mittzwanziger so etwas wie: „Als ich in Deinem Alter war,…“. Oha. Warnsignal. Und nein, ich sprach nicht davon, dass es das Internet noch nicht gab. Die Diskussion hatten wir schon mal. Ist schon länger her.
Hier mal etwas Interessantes, das es in diesem Blog noch nicht gab: Ist euch bewusst, dass all unser Verhalten praktisch durch unterbewusste Unterprogramme gesteuert werden? Ich meine… das macht ja auch Sinn. Wir sind so vielen Eindrücken und direkten Aufforderungen ausgesetzt, auf irgendetwas zu reagieren, dass es wirklich sinnbefreit wäre, müssten wir alles bewusst durchdenken, um uns dann für die schlaueste Handlungsstrategie zu entscheiden. Ich meine, es heißt, pro Sekunde würden mehr als 40 Millionen Informationseinheiten auf uns einprasseln. Unser Unterbewusstsein bekommt davon gerade mal 40.000 mit. Bewusst verarbeiten wir… 40. Das ist nicht viel. Also lernt unser Unterbewusstsein im Laufe des Lebens, die meisten Dinge quasi zu automatisieren. In dieser Hinsicht hat die heutige IT vieles aus der Biologie übernommen, ohne es gemerkt zu haben.
Unser Verhalten gehört also dazu. Antwortet ihr auf einfache Fragen mit einem einstündigen Monolog, oder lautet eure Antwort auf die Frage danach, wie euer Wochenende war, mit „Gut.“? Sucht ihr nach Beweisen dafür, ob eure Entscheidungen gut sind bei Freunden, Verwandten, Vorgesetzten, oder wisst ihr einfach, dass es schlau war, so zu handeln, wie ihr gehandelt habt? Ihr merkt, worauf ich hinaus will: Es gibt nicht gerade wenige Verhaltensmuster, die einfach so vollkommen automatisch in euch ablaufen. Ohne, dass ihr euch darüber bewusst seit, könnt ihr das übrigens kaum steuern. Das ist ja eben der Witz. Kleine Randinformation nebenbei: Solche Verhaltensmuster sind abhängig vom Kontext. Auf der Arbeit verhaltet ihr euch möglicherweise anders als Zuhause. Das ist ziemlich sinnvoll. Denkt mal an den Beruf „Metzgermeister“.
Wie ihr mit Veränderungen umgeht, ist dabei auch so eine Sache. In diesem Unterprogramm schwingen im wesentlichen drei Richtungen: Entweder alles bleibt idealerweise so wie es ist. Für immer. Aber mindestens die nächsten 20 oder 30 Jahre. Oder aber ihr lechzt förmlich danach, dass sich die Welt spätestens alle 2 Jahre auf links zieht. Falls nicht, helft ihr halt nach. Und mitten drin schaut es so aus, dass sich nicht all zu viele Änderungen ergeben sollten. Aber es darf schon kontinuierlich vorangehen… und nach spätestens so sieben Jahren ist auch mal eine gravierende Veränderung erlaubt.
Und hier erkenne ich beispielsweise mich stark wieder. Und das ist mir erst vor kurzem bewusst geworden. 2004 habe ich in einer IT Unternehmensberatung als Berater angefangen. Meine Fachrichtung dabei war die Softwareentwicklung. Und ich habe entwickelt. Und wie ich entwickelt habe. Erst Programme… dann mich selbst. Und zwar weiter. Kontinuierlich. Bis mir 2011 die Frage gestellt wurde, wie interessant ich es fände, den Geschäftsbereich für die Software-Entwicklung zu leiten. Da konnte ich nicht nein sagen, denn inzwischen wurde das Gefühl in mir immer intensiver, dass anderen Menschen mein Wissen weiterzugeben und sie anzuleiten etwas Naheliegendes wäre. Zumindest hatte ich Freude daran. Zu dem Zeitpunkt stand ich auch schon das ein oder andere Mal bei einer Konferenz auf der Bühne. Was für eine coole Erfahrung!
Also begann ich ab 2011 mich immer mehr mit der Frage zu beschäftigen, was eine gute Führungskraft ausmacht und entfernte mich auf dem Weg dahin immer weiter von den Aufgaben einer Fachkraft. Heißt: Ich war immer seltener in Projekten tätig und konzentrierte mich immer mehr darauf, neue Mitarbeiter einzustellen, herauszufinden, wie ich dabei feststellen konnte, ob die Wahl auf die richtigen Bewerber fiel. Gleichzeitig begann ich, die Art meine Mitarbeiter anzuleiten, sukzessive zu verändern. Ich tat mein Bestes, Ihnen ein Vorbild zu sein, sie zu unterstützen, zu verstehen, was ihre Ziele sind und ihnen teilweise dabei zu helfen, genau das herauszufinden. Für sich selbst. Um Ihnen dann zu zeigen, wie sie diesen Weg in unserem Unternehmen gehen konnten. Ich wurde vertrieblich immer besser, Zahlen waren mein Ding, Geschäftsjahresplanungen gehörten zum gelebten Alltag und ein bis zwei Mal im Jahr tauschte ich mich mit den anderen Führungskräften darüber aus, wie sich unser Unternehmen künftig ausrichten solle.
Die Zeit verging. Und Anfang diesen Jahres veränderte sich erneut innerhalb kürzester Zeit mein Bild von Welt: Der Wunsch, das Unternehmen stärker formen zu wollen, als es in meiner Position möglich wäre, wurde größer. Die Vorstellung davon, dass Mitarbeiter zu führen, nicht so ideal funktionierte, wie ich es mir vorstellte – da meine Mitarbeiter i.d.R. in Projekten unterwegs waren und nicht direkt bei mir – begann, mich zu stören. Ich wollte mehr. Oder besser: Ich wollte etwas anderes. Und als ich mich dazu entschloss, meinen Job an den Nagel zu hängen und ein eigenes Unternehmen zu gründen, stellte ich mit Verblüffung fest, dass erneut sieben Jahre ins Land gegangen waren. In dieser Hinsicht ticke ich wie ein Uhrwerk. Offensichtlich.
Zunächst schien es dabei, als würde ich diesen Weg allein gehen. Doch dann ergab es sich relativ kurzfristig, dass ich diesen Schritt mit einem langjährigen Freund würde zusammen machen können.
Und so erlebte ich vorgestern, am 31.08.2018 meine erste Verabschiedung meines Lebens bei einem Arbeitgeber, um seit gestern, den 01.09.2018 praktisch selbst einer zu sein. Zunächst ohne Mitarbeiter. Soviel sei gesagt. Und fairerweise sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich Startup-typisch zunächst einmal wieder selbst Fachkraft-Aufgaben werde übernehmen dürfen. Doch dieses Mal mit einer eigenen Vision und maximalen Möglichkeiten ausgestattet, den Weg dorthin zu gestalten. Vielleicht werde ich diesen Weblog in Zukunft das ein oder andere Mal nutzen, um davon zu berichten, wie es läuft und was für Erfahrungen ich dabei mache. Ideen dazu habe ich viele. Und Retro ist noch immer „Mein Ding“. Also wird es auch davon dann und wann was zu lesen geben. Und wer diesen Beitrag bis zum Ende gelesen hat, der tickt vermutlich – genau wie ich – im Metaprogramm „Global-Detail“ eher auf der „Detail“-Seite. 🙂