Dass “Retro” gerade “In” ist, wundert mich nicht. Zunächst einmal aber der Kontext: Natürlich ist klar, dass wenn ich auf dieser Seite von Retro spreche, ich damit nicht notwendigerweise Schlaghosen, die Farbe Orange oder ABBA meine. Ich spreche von Computern und noch genauer: Dem Commodore 64. Und der wiederum ist nun einmal ein Kind der 80’er. Und andere Kinder der 80’er sind inzwischen erwachsen, verfügen über finanzielle Mittel, brauchen dringend ein Hobby und glauben grundsätzlich, dass damals alles besser war. Achja: Und das Internet hat sich irgendwie doch durchgesetzt – wer hätte das für möglich gehalten? Sprich: Wissen,… ist unser kleinstes Problem. Davon gibt es nicht nur praktisch unbegrenzt viel, es ist auch nahezu flächendeckend im Grunde genommen gratis abrufbar.
Beispiel #1 – Hessian
In Bezug auf den C64 kann es dennoch eine Herausforderung sein, solche Wissensquellen zu entdecken. Hier einmal zwei praktische Beispiele: 2016 hat Psytronik das Spiel Hessian von Lasse Öörni (AKA cadaver) für den C64 kommerziell veröffentlicht. Du kannst es auf itch.io für Deinen eigenen Preis kaufen (oder kostenlos herunterladen). Was nicht unbedingt jeder weiß: Auf github findest Du dazu auch den vollständigen Quellcode! Eine kleine Anekdote nebenbei: Bei Hessian lassen sich bspw. Waffen auf schnellem Weg über die Tastatur wechseln. Als mein Neffe mich mal besucht hat, haben wir das Spiel so zu zweit gespielt. Dabei hat abwechselnd einer am Joystick und der andere an der Tastatur gesessen. Das war wie in den guten alten Zeiten™.
Beispiel #2 – Guns ‘n’ Ghosts
Als weiteres Beispiel möchte ich ein weiteres Psytronik Release erwähnen: Guns ‘n’ Ghosts, entwickelt von Georg Rottensteiner (AKA Endurion), dem Entwickler vom C64 Studio (eine fantastische IDE, die übrigens Open Source ist). Psytronik hat das Spiel 2013 auf Disk veröffentlicht, RGCD – bekannt für ihre Deluxe-Versionen, zeichnet sich für das Cartridge Release verantwortlich. Was nicht viele wissen: Georg hat das Spiel zuvor unter dem Namen Supernatural (zu Beginn lautete der Codename Projekt-J) in Form eines Tutorials entwickelt, das zunächst noch weniger als 40 Artikel umfassen sollte, dann aber auf 100 anstieg! Im Anschluss an die Folge 100 hat Georg das Spiel noch etwas aufpoliert und den Code u.a. für das Cartridge-Release angepasst. Ansonsten entspricht der in der Tutorial-Serie veröffentlichte Quellcode weitestgehend dem des finalen Spieles. Und nebenbei: Rob Smith hat sich die Mühe gemacht, die Ergebnisse aller Artikel in Form einzelner Commits auf Github zu versionieren und auf Youtube kannst Du Wouter Bovelanders (AKA The Highlander) Versuch verfolgen, die Artikel von Georg nachzuprogrammieren. Ich meine, er hat es bis Folge 25 durchgezogen.
Last but not least for today: Am Freitag erscheint auf tthinkttwice.de eine Fachbuchrezension von mir zu dem Buch “Retro Game Dev” von Derek Morris. Während der Ansatz von Derek insbesondere dazu geeignet ist, dass… aber das liest Du am Freitag. Bis dahin hast Du hier nun aber schon mal zwei weitere Quellen und vor allem eine, die Schritt für Schritt die Entwicklung eines vollständigen Spiels aufzeigt!
In Zukunft werde ich schauen, dass ich Dir weitere Quellen zeige, die ich im Internet finden konnte, um zu lernen wie Spiele-Entwicklung für den C64 funktioniert.